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Realisierte
Projekte

Projektbeschrieb:

Self check-in –  and you will have to google ...

Werner (1948) · Reise- und Abenteuer-Projekt · September 2023 · Projektdauer eine Woche 

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Daheim zu Doku-Zwecken nochmals Modell gestanden: Demontiertes Bike im Sack, Lenkertasche, Rucksack und ich

Eine typische Gasse im Castello-Viertel von Cagliari

Auf so etwas lässt man sich bei einem Self-check-in ein: Völlig überstyltes Zimmer für einen müden Tourenfahrer und sein Bike. Hinter dem Bett waren ursprünglich mal grosse Fenster, die auf einen belebten Platz gezeigt hätten. Alles zudekoriert.  

Self check-in – and you will have to google ...

Mein erster unfreiwilliger Self-Check-in

 

Nichts gegen Booking.com. Unzählige Male bin ich froh gewesen, wenn ich um vier Uhr nachmittags mit müden Beinen eine Unterkunft «im Umkreis Ihres aktuellen Standorts» buchen konnte. Deshalb habe ich bei Booking auch «Genius-Level 3» –  ohne mich besonders genial zu fühlen.

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In Cagliari führte mich Booking in die neue Welt des «Self-check-in» ein. Ein Zimmer in der Altstadt für unter hundert Euro, und das erst noch im «MYO Charming House», da hatte ich wieder mal Glück gehabt. Um den Wulst an Textnachrichten, der mit der Bestätigung auf meinem iPhone eintraf, kümmerte ich mich gar nicht erst. Mit Hilfe von Google Maps fand ich die Adresse, aber da war nichts als ein anonymer Hauseingang. Und an der Seitenwand eine moderne Touchscreen-Tastatur. Also rief ich das Charming House an und bat die Dame, an die Tür zu kommen, worauf sie mir eröffnete, dass sie nicht physisch da sei und dass wir jetzt mit dem Identifikationsprozess beginnen sollten. In dem Moment drohte mein Handy, den Geist aufzugeben. Gewitzigt durch früheres Ungemach hatte ich den externen Akku bereit. Als alles angeschlossen war, war die Verbindung weg. Im zweiten Anlauf sprach die virtuelle Hauswirtin englisch, meine italienischen Sprachbrocken hatten sie wohl nicht überzeugt. Nun musste ich ein Bild meiner ID machen, und ihr als Identifizierungsmerkmal zusenden – obwohl ich kaum weiss, wie man einem WhatsApp ein Bild anhängt. Die Frau muss meine Not gespürt haben, denn zwischen den Schritten sandte sie mir immer wieder ein Händchen mit Daumen nach oben. Dann ergoss sich wieder ein Textschwall auf das Display. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, das Zeug zu lesen und rief meine inzwischen vertraute Partnerin wieder an. Mit gezielten Scroll-Anweisungen führte sie mich schliesslich zu einem in der Textmasse versteckten vierstelligen Code. Der nächste Knackpunkt waren ihre Anweisungen zum Parkieren. Dummerweise sagte ich ihr, ich hätte nur ein Bike, worauf sich ihr Ton verschärfte: «Sie dürfen das Bike nicht in den Korridor stellen und natürlich auch nicht aufs Zimmer nehmen». Ich würde eine Lösung finden, sagte ich – und war das erste Mal froh, dass die gute Frau nicht vor Ort war. Nur der beste Platz ist gut genug für mein Bike, nämlich am Fussende des Bettes. Nachdem wir das im Unklaren gelassen hatten, fiel mir ein, dass ich den Code wieder vergessen hatte. Scrollen und da war er, ein leises Summen an der Tür – ich war im Haus. Aber noch noch nicht im Zimmer. Es gab nämlich vier Zimmer und erst nach einem weiteren Anruf wusste ich, dass ich Nummer Zwei hatte. Den Code nochmals suchen und ein leises Summen verriet, dass ich meine «final destination» erreicht hatte ...  

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Then you will have to google ...

 

Eine Woche später, wieder in Cagliari. Die Jungmannschaft hat mich in aller Herrgottsfrühe auf den Flughafen Elmas-Cagliari mitgenommen. Ihr Flug geht um 8 Uhr morgens, meiner 12 Stunden später. Die Gelegenheit, Cagliari näher kennen zu lernen. Erster Dämpfer: Im Flughafengebäude gibt es aus Sicherheitsgründen keine Möglichkeit, mein etwas unförmig wirkendes Paket mit dem demontierten Bike einzustellen. Einchecken geht erst 3 Stunden vor dem Flug. Einen Moment lang erwäge ich, das Paket einfach irgendwo hinzustellen, sehe aber vor meinem geistigen Auge schon einen evakuierten Flughafen und ein raupenförmiges Spürgerät, welches sich auf mein Bike zu bewegt.

 

Man vertröstet mich auf den Bahnhof in Cagliari, wo es Einstellmöglichkeiten gebe, also schleppe ich mein Monsterpaket auf den Perron im Flughafen. Nach ein paar Minuten sind wir im Hauptbahnhof Cagliari, die Auskunftsperson teilt mir mit, im Bahnhof selber gebe es keine Einstellmöglichkeiten, aber über der Strasse gebe es einen privaten Anbieter. Das Lokal erweist sich als eine Baustelle mit ein paar viel zu kleinen Boxen, an deren komplizierter Öffnungsmechanik mit QR-Code usw. auch jüngere Leute scheitern. Die Auskunftsperson auf dem Bahnhof verweist mich auf den nahegelegenen Busterminal. «Chiuso per ferie» heisst es dort und mein Paket wird immer schwerer.

 

Beim dritten Treffen spricht die junge Frau in Trenitalia-Uniform das grosse Wort gelassen aus: «Then you will have to google». «Ich will doch nicht googeln, sondern endlich mein Gepäck einstellen» sage ich halblaut und schiele auf den Raum hinter ihr. Die könnten doch mein Bike und den Rucksack einfach unbürokratisch einstellen für ein paar Stunden. Und dann begreife ich, dass ich die digitalen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft habe. Ich gebe ein: «Storage of baggage in Cagliari, near Train Station» und plopp meldet sich ein Service, «https://radicalstorage.com/», ich sehe nur «no size limit» und beginne sofort mit dem Registrieren. Das übliche Hin und Her mit Bestätigungscode usw. aber schliesslich erhalte ich die Info, wo ich meine Sachen für 13 Euro einstellen kann: In einem ca. 250 m entfernten Hotel. Ich bin radikal dankbar und mache an dieser Stelle gerne Gratiswerbung für den Anbieter, der gemäss Homepage in allen grösseren Städten der Welt präsent ist. Nach drei Stunden kann mein Stadtbummel beginnen, die hohen Lauben an der Via Roma und die Gässchen beginnen sich zu füllen ...

 

Die beiden Berichte lieber als A4-PDF lesen oder ausdrucken? Bitte schön:  

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Die Download Box enthält

  • Kontaktdaten Projektautor

  • Einige zusätzliche Bilder Burgviertel Cagliari

  • Kleine Filmsequenz aus dem Fussballspiel Cagliari-AS Roma, wo ich live dabei sein durfte

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